Fast 70 Jahre lang war die U.S.-Army Garrison Mannheim ein fester Bestandteil der Quadratestadt – von der Befreiung Mannheims im März 1945 bis zum endgültigen Abzug der letzten amerikanischen Soldaten im Jahr 2015. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen in dieser Zeit in die Stadt, um hier ihren Dienst zu tun, um zu leben und zu arbeiten – Menschen mit ihren Geschichten, ihrer Kultur und ihren Traditionen.
Mit dem Projekt „MÆMORIES – Amerikanische Geschichte in Mannheim“ dokumentieren die MWSP und das MARCHIVUM die Spuren der amerikanischen Präsenz und halten ein wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte lebendig. Seit Mai 2024 ist die Dauerausstellung im HOUSE OF MAEMORIES auf FRANKLIN geöffnet.
Erinnerungen an die Amerikaner in der Stadt.
10000
Menschen lebten und arbeiteten im Benjamin Franklin Village.
3
frühere U.S.-Liegenschaften bilden das heutige FRANKLIN.
66
Jahre gab es die U.S.-Garnison Mannheim.
2000
Wohneinheiten hatte die Liegenschaft Benjamin Franklin Village bei Ankauf durch die MWSP.
Das heutige FRANKLIN-Areal bestand während der Zeit der U.S.-Besatzung aus drei unterschiedlichen Liegenschaften: den Funari Barracks, den Sullivan Barracks und dem Benjamin Franklin Village. Die späteren Funari Barracks wurden durch das NS-Regime nach 1936 als Gallwitz-Kaserne in Mannheim-Käfertal errichtet. Nach der Einnahme durch die Amerikaner im März 1945 wurden hier Verwaltungsgebäude, Stellflächen sowie Lager- und Wartungseinrichtungen sowie eine Sendeanlage errichtet. Zudem ist Funari Sitz der höchsten Headquarter in Mannheim sowie des Community Leaders. Namensgeber ist der Gefreite Robert Funari Jr., der am 5. April 1945 in der Nähe von Heilbronn gefallen war. Die späteren Sullivan Barracks werden durch das NS-Regime nach 1936 als Flak-Kaserne I errichtet. Nach Einnahme durch die Amerikaner umfasst die Fläche Mannschaftsunterkünfte, Fahrzeugstellflächen, zwei Panzerwartungshallen sowie Lager-, Wartungs- und Versorgungseinrichtungen. Namensgeber ist der Gefreite George F. Sullivan, der am 10. April 1945 bei Heilbronn gefallen war.
Zwischen den Funari und Sullivan Barracks entsteht 1954 und 1957 auf einer Fläche von 88 Hektar die Wohnsiedlung Benjamin Franklin Village mit rund 2.000 Wohneinheiten, mit Kindergärten, Schulen, einer Poliklinik, einem Kino, einer Soldatenkirche, einem Hotel sowie Geschäften, Clubs und einer Sportanlage. 60 Jahre lang ist das Gebiet eine Stadt in der Stadt, in der zuletzt 10.000 U.S.-Amerikaner lebten und arbeiteten. Namensgeber ist Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA und Mitunterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776.
Mit Räumung der letzten Gebäude im Jahr 2014 begann auf FRANKLIN die Umwandlung (= Konversion) der Fläche. Dieser vorausgegangen war ein großer Bürgerbeteiligungsprozess, der heute noch in vier Weißbüchern dokumentiert ist (siehe hier). Zur Koordination des Gesamtprozesses wurde bereits kurz nach Bekanntgabe der Abzugspläne 2010 eine Geschäftsstelle bei der Stadt Mannheim eingerichtet, die dem Beauftragten für Konversion, Dr. Konrad Hummel, unterstellt war. Ende 2016, zum Abschluss der Bürgerbeteiligung, wurde die Geschäftsstelle Konversion geschlossen.
2012 wurde die städtische Entwicklungsgesellschaft MWSP gegründet, welche die Realisierung der Konversionsflächen verantwortet. Sie ist Ansprechpartnerin für die Investoren, die die strategischen Grundsätze des Mannheimer Konversions- und Bürgerbeteiligungsprozesses für eine nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung mittragen. Neben der baulichen Entwicklung ist auch die soziale Entwicklung zentrale Aufgabe der MWSP – mit dem Ziel, Quartiere mit einer aktiven und gelebten Nachbarschaft zu realisieren. Derzeit entwickelt die MWSP vier Konversionsflächen parallel: TURLEY, TAYLOR, FRANKLIN, SPINELLI.
1945
Amerikanische Truppen der 44th Infantry Division erreichen das Franklin-Areal und nehmen die damalige Flakkaserne und Gallwitz-Kaserne in Besitz. In der Flakkaserne und Gallwitz-Kaserne sind jeweils rund 800 amerikanische Soldaten stationiert, dazu kommen im Fall der Gallwitz-Kaserne noch einige hundert Displaced Persons (DP); zeitweise befindet sich hier auch ein Militärkrankenhaus.
1948
Auf Befehl des amerikanischen Oberkommandos in Europa wird im Mai die Flakkaserne in Sullivan Barracks, die Gallwitz-Kaserne in Funari Barracks umbenannt. Die Namensgeber George Sullivan und Robert Funari waren Ende März/Anfang April 1945 mit der 100th Infantry Division durch Mannheim marschiert, bevor sie zwei Wochen später bei Kämpfen in der Nähe von Heilbronn ums Leben kamen.
1949
Für einige Monate ist das einzige amerikanische Panzerbataillon in ganz Europa in der Sullivan Barracks stationiert.
um 1950
Im „Turmuhrgebäude“ der Funari Barracks besteht eine amerikanische Elementary School, die kurze Zeit später in einen Neubau in der Columbusstraße zieht.
1951–1957
Zwischen der Funari und Sullivan Barracks entsteht in drei Bauabschnitten die Wohnsiedlung Benjamin Franklin Village (BFV; rund 2.000 Wohneinheiten). Dazu kommen Sozialeinrichtungen wie Kindergärten und Schulen, eine Poliklinik, ein Kino, eine Soldatenkirche, ein Hotel sowie diverse Geschäfte, Klubs und Sportanlagen.
1951
Mit dem Hauptquartier der 34th Anti-Aircraft Artillery Brigade zieht das ranghöchste Luftabwehrhauptquartier der U.S.-Army in Europa in die Funari Barracks; kurze Zeit später treffen ein Panzer- und ein Panzergrenadierbataillon sowie weitere Einheiten (Luftabwehr, Feldjäger) in der Sullivan Barracks ein.
1954
Das 510th Tank Battalion in der Sullivan Barracks erhält einen leibhaftigen Büffel als Maskottchen; das Tier mit Namen Geronimo ist ein Geschenk der Stadt Allentown im U.S.-Bundesstaat Pennsylvania.
1956
Die bis 1956 an der Columbusstraße bestehende Elementary School zieht in einen Neubau bei der Funari Barracks; gleichzeitig wird das ehemalige Schulgebäude in eine High School umgewandelt. Der Büffel Geronimo wird zum Maskottchen der neuen Schule gewählt.
1962
Mit Marschall Iwan Jakubowski besucht der Oberbefehlshaber der sowjetischen Truppen in der DDR zusammen mit seinem Stab Mannheim. Im Woods Memorial Stadium der BFV wird den Besuchern aus der DDR ein umfangreiches Programm samt Sprungturmvorführung geboten.
1975–1976
Errichtung einer Middle School für die Klassenstufen 6 bis 8 an der Birkenauer Straße. Die neue Schule entlastet die anderen beiden Schulen in der BFV.
1988–1990
Umbau des Fürther Platzes („Platz der Freundschaft“), dessen unübersichtliche Verkehrsführung in der Vergangenheit zu vielen Unfällen geführt hatte (daher der Spitzname „Moxnix Corner“ unter den Amerikanern).
1994
Mit dem Abzug der 3rd Brigade der 1st Armored Division verschwinden die beiden Panzerbataillone aus der Sullivan Barracks. Im gleichen Jahr wird das CEGE-Hauptquartier in die Niederlande verlegt.
1995–1999
Zahlreiche Gebäude im Franklin-Areal werden renoviert, wodurch sich insbesondere die Wohnsituation alleinstehender Soldaten verbessert. Im hinteren Bereich der Sullivan Barracks wird ein neuer Commissary (Lebensmittelmarkt) errichtet.
2001
Die bisher für die deutsche Öffentlichkeit frei zugängliche BFV wird nach den Ereignissen des 11. September 2001 abgeriegelt. Einheiten aus der Sullivan Barracks dienen nun häufiger in Afghanistan oder im Irak.
2007
Beginn des Abzugs von Einheiten aus der Mannheimer Garnison, die sich auch im Wohngebiet BFV allmählich bemerkbar macht.
2011
Abzug der letzten Soldaten aus der Sullivan Barracks.
2012
Auszug der letzten verbliebenen Familien aus der BFV. Das Areal wird zusammen mit der Sullivan Barracks und Teilen der Funari Barracks durch die Amerikaner geräumt.
2014
Räumung der letzten Gebäude in der Funari Barracks durch die Amerikaner.