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5. Mai 2020

Caduli Take Away auf FRANKLIN (Bildnachweis: Anna Logue)

Akteure auf FRANKLIN reagieren auf Corona

Das Corona-Virus hat die Welt auf den Kopf gestellt. Auch im neuen Stadtteil FRANKLIN ist der Einfluss der Einschränkungen zur Eindämmung der Epidemie deutlich spürbar. Doch die Menschen, Unternehmen und Institutionen lassen sich nicht unterkriegen, sondern entwickeln neue Ideen und Formate, um weiterhin präsent zu sein und den Menschen im Stadtteil das Leben unter den aktuellen Umständen zu erleichtern. Zu nennen sind dabei unter anderem das Aufsiedlungsmanagement der MWSP, das als Schnittstelle für Nachbarschaftshilfe eingesprungen ist, oder das auf FRANKLIN ansässige Interkulturelle Haus Mannheim (IKHM), das ein digitales Angebot ins Leben gerufen hat. Auch die Betreiber des Boulderhauses haben sich Gedanken gemacht, ebenfalls der Verein FRANKLIN Field Pioniere & Freunde und der Bio-Lieferdienst Caduli Franklin Kitchen. Doch wie werden die Angebote bislang angenommen?

Wie viele andere aus der Branche auch, hat der Lockdown den Lieferdienst Caduli besonders hart getroffen. „Da die Kindergärten geschlossen sind, ist unser Geschäft zu 100 Prozent zusammengebrochen“, erklärt der Inhaber Wolf Meyer-Plate. Denn das Hauptgeschäft des Unternehmens bestand bis dahin einerseits aus der Essens-Belieferung von Kindergärten und -krippen. Die andere Hälfte war das Catering bei Hochzeiten, Firmenfeiern oder Tagungen beispielsweise. „Alles abgesagt.“ Die Folge: „Wir mussten etwa die Hälfte der Mitarbeiter entlassen“, bedauert Wolf Meyer-Plate. Dennoch gibt Caduli nicht auf, sondern reagiert mit Flexibilität. Ein neues Geschäftsfeld musste her, in Form eines Take Away- und Lieferdienstes. Ein Problem dabei sei allerdings, so der Caduli-Chef, dass sein Unternehmen nicht auf eine Stammkundschaft bauen könnten wie zum Beispiel Restaurants, sondern erst einen neuen Kundenstamm gewinnen müsse. „Doch das entwickelt sich gut“, sagt Wolf Meyer-Plate zuversichtlich. Zumindest für eine komplette Neugründung, was die neue Caduli-Ausrichtung ja letztendlich sei. Seit ungefähr einem Monat greift die Umstellung von Caduli, und es folgen laufend Optimierungen. Geplant sei unter anderem eine Verbesserung des Onlineshops (www.caduli.de) und eine neue, auf den Sommer angepasste Karte mit unter anderem mehr Salaten – wie gewohnt alles in Bio-Qualität. „Auch der Eis-Verkauf aus dem Wagen vor Ort wird sehr gut angenommen“, ergänzt Wolf Meyer-Plate erfreut. Nun hofft er, dass das neue Angebot noch weitere Liebhaber*innen findet.

Das IKHM hat dem Virus ebenfalls den Kampf angesagt, allerdings in anderer Form. Da Treffen vor Ort derzeit kaum bis gar nicht möglich sind, hat sich das Interkulturelle Haus Mannheim für eine Verlagerung ins Internet entschieden und bietet seit geraumer Zeit ein digitales Freizeitangebot in Zeiten von Corona an. Damit möchte die Einrichtung unter anderem Familien mit Kindern unterstützen, die aktuell ihren Nachwuchs zu Hause betreuen müssen und für jegliche Beschäftigung der Kleinen dankbar sind. Zum digitalen Freizeitangebot gehört das „Vorlesen von Kurzgeschichten aus aller Welt“ für Kinder der beiden Altersgruppen zwei bis sechs Jahre und älter. „Momentan machen bei uns zehn Kinder aus insgesamt sechs Familien mit“, erzählt die stellvertretende IKHM-Vorsitzende Aneliya Doeva-Neumüller und freut sich über den Zuspruch aus der Gruppe der Zwei- bis Sechsjährigen. Das Online-Angebot für die Kinder konzentriert sich dabei auf reines Hören ohne Film oder Ähnliches, damit die Kleinen nicht überreizt werden. Die Märchen stammen dabei aus unterschiedlichen Ländern und werden auch von Menschen aus den jeweiligen Ländern vorgelesen.  Zusätzlich können die jungen Zuhörer*innen dazu Bilder malen und dem IKHM schicken, das plant, daraus ein kleines Buch zu machen. Die ersten Bilder seien schon eingetroffen, so Aneliya Doeva-Neumüller. Während sich bei der Gruppe der Über-Sechsjährigen bislang noch keine Zuhörer zusammengefunden haben, floriert ein drittes IKHM-Angebot: das „Vorlesen von Geschichten für Erwachsene“, genannt Shared Reading. „Diese Gruppe ist mit acht Leuten ebenfalls sehr gut besucht“, so die stellvertretende Leiterin. Auch hierbei loggen sich die Interessent*innen über die IKHM-Plattform in den virtuellen Vorleseraum ein. Momentan liest die Gruppe gemeinsam mit dem Mannheimer Autor Helmut Orpel aus seinem neuesten Roman „Der Totentanz von Beram“. In der Zwischenzeit, so Aneliya Doeva-Neumüller begeistert, sei eine kleine Gemeinschaft entstanden, die sich sogar fast schon freundschaftlich bei den Literaturtreffen begrüßt, diskutiert und unterhält. „Hier zeigt sich auch die Kraft der Literatur, denn letztlich sehen wir uns nur virtuell. Und trotzdem bildet sich eine ganz vertraute, intensive Atmosphäre.“ Wer Interesse an einem der Angebote hat, findet unter www.franklin-mannheim.de weitere Informationen.

Auch das Boulderhaus auf dem FRANKLIN-Gelände hat sich den aktuellen Gegebenheiten angepasst. „Wenn man heute eine Mitgliedschaft abschließt, verlängert sich diese um jeden Tag an dem das Boulderhaus wegen Corona geschlossen bleibt“, erläutert der Geschäftsführer Andreas Handel. Außerdem würde sich das Boulderhaus zurzeit darauf vorbereiten, einen Minimalbetrieb anbieten zu können, wenn dies durch weitere „Corona-Lockerungen“ wieder möglich ist. Zudem gibt es nun auf der Internetseite www.boulderhaus.de – folgt man dem Link der Mannheimer Halle – einen so genannten „Haus-Ladn“. Das heißt, einen Onlineshop mit Dingen rund ums Bouldern und mehr. Die Vision, die dahintersteckt: Es soll eine Plattform für lokale und soziale Unternehmen etabliert werden, um damit gemeinsame Projekte zu fördern. Ein Blick auf die Seite, die man auch unter www.haus-ladn.de erreicht, könnte sich lohnen.

Andreas Handel ist ebenfalls engagiert im gemeinnützigen Verein FRANKLIN Field Pioniere & Freunde, der nicht nur die FRANKLIN Farm betreibt. Auch hier gibt es Ideen, wie FRANKLIN-Bewohner den Verein unterstützen können: zum Beispiel mit einer Schafpatenschaft oder als Spender von Tierfutter. „Möglich ist es auch, direkt beim Betreuen der Tiere zu helfen. Beispielsweise, wenn ein Schaf mit der Flasche aufgezogen werden muss“, so Andreas Handel. Auch in Zeiten von Corona könnte dies machbar sein, meint er, wenn die Einsätze anhand eines Kalenders koordiniert werden.  Bei Interesse und für weitere Informationen findet man im Internet die Seite des Vereins unter www.franklin-field-verein.de.

Auch die MWSP bleibt während der Corona-Krise nicht tatenlos und schreibt die Nachbarschaftshilfe auf FRANKLIN groß. „Wir sind zu einer Schnittstelle für Menschen geworden, die in der Krisenzeit Hilfe benötigen, und für die, die Hilfe anbieten möchten“, sagt die MWSP-Referentin für Aufsiedlungsmanagement, Lea Schmitt. Benötigt ein*e Bewohner*in etwa jemanden, der einkauft, zum Beispiel, weil er/sie in Quarantäne sitzt oder zur Risikogruppe zählt, kann die MWSP unter diesen Personen vermitteln und sie zusammenbringen. „Wir haben Menschen aus Vereinen vor Ort und einzelne Bewohner akquiriert, die Hilfe für das tägliche Leben anbieten. Außerdem stehen wir in Kontakt mit den Kirchenvertretern auf FRANKLIN, die ebenfalls Angebote aus dem Kirchenbereich haben“, so Lea Schmitt. Aktuell sei noch kein Hilfegesuch eingegangen, erklärt sie weiter. Was jedoch nicht bedeutet, dass das so bleibt. „Zurzeit haben wir auf FRANKLIN wahrscheinlich noch nicht die Zielgruppen, auf die das zutreffen würde“, erklärt die MWSP-Referentin. Sie geht davon aus, dass das Gros an älteren und alleinstehenden Menschen erst noch kommt. Besonders freut sich Lea Schmitt jedoch über die große Resonanz, die der MWSP entgegengebracht wurde. „Einige Bewohner*innen sind von sich aus auf uns zugekommen und haben sich bereit erklärt, anderen zu helfen, wenn es nötig ist.“ Und damit wird deutlich, dass im jungen FRANKLIN auch oder gerade in schweren Zeiten das Interesse für die Nachbarschaft da ist und der Stadtteil schon dabei ist, auf menschlicher Ebene zusammenzuwachsen.

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